Hohe Verfügbarkeit sorgt für unterbrechungsfreien Betrieb und minimiert oder verhindert Datenverlust bei Ausfall eines Computers. ArcGIS Server kann wie andere Komponenten von ArcGIS Enterprise in einer Hochverfügbarkeitskonfiguration mit einem Netzwerk-Load Balancer eines Drittanbieters bereitgestellt werden.
In einer Aktiv/Passiv-Architektur wird eine Site mit einem einzelnen Computer geklont, und es werden mehrere eigenständige Instanzen der Site hinter einen Load Balancer geschaltet. Alle Sites hinter dem Load Balancer werden ausgeführt und sind bereit, Anforderungen zu verarbeiten, der Load Balancer selbst sendet die Anforderungen jedoch nur zu einer der Sites, der primären Site. Wenn der Load Balancer erkennt, dass die primäre Site nicht verfügbar ist, werden eingehende Anforderungen an eine Failover- oder Standby-Site weitergeleitet.
Der Failover-Vorgang findet vollständig außerhalb von ArcGIS Server statt und kann normalerweise so konfiguriert werden, dass er ausgelöst wird, falls der ArcGIS Server-Computer komplett nicht verfügbar ist (Netzwerk- oder Hardwareausfall) – in einigen Fällen auch dann, wenn ein bestimmter Service oder Vorgang fehlschlägt.
Hinweis:
Sie können Lizenzdateien für Ihre Standby- oder Failover-Sites ohne Zusatzkosten von My Esri anfordern.
Bei dieser Bereitstellungsmethode wird ArcGIS Server auf mehreren Computern gehostet; technisch gesehen handelt es sich dabei jedoch nicht um eine Site mit mehreren Computern, da jede der Sites hinter dem Load Balancer von den anderen unabhängig ist. Jede Site besteht aus einem einzelnen ArcGIS Server-Computer und verfügt über einen eigenen lokalen Konfigurationsspeicher und eigene lokale Serververzeichnisse.
Die Aktiv/Passiv-Failover-Konfiguration ermöglicht die Erstellung einer redundanten ArcGIS Server-Ebene, ohne dass zusätzliche Lizenzierungsgebühren anfallen. Standby-Server können ohne Zusatzkosten lizenziert werden. Jede unabhängige Server-Site muss jedoch separat verwaltet werden; die Sites verfügen über einen eigenen lokalen Konfigurationsspeicher und eigene lokale Serververzeichnisse. Dies kann zu erheblichem Mehraufwand für die Administration und Verwaltung führen, wenn sich die Services oder Daten der Site häufig ändern. Zudem gehen beim Wechsel zur Standby-Site während des Failovers alle aktiven Anforderungen in der primären Site verloren.
ArcGIS Server-Computer, -Serververzeichnisse und -Konfigurationsspeicher
In diesem Fall gelten dieselben Überlegungen, die bereits im Zusammenhang mit der Bereitstellung eines einzelnen Computers beschrieben wurden. Jeder ArcGIS Server verfügt über eigene lokale Serververzeichnisse und einen eigenen lokalen Konfigurationsspeicher. Dadurch wird eine bestmögliche Performance sichergestellt, und Interdependenzen werden auf ein Minimum reduziert.
Daten
Bei Verwendung dateibasierter Datenquellen in den GIS-Services empfiehlt es sich, diese lokal auf den einzelnen ArcGIS Server-Computern und nicht auf Netzwerkfreigaben zu speichern, um eine größtmögliche Performance der Services zu erzielen. In einigen Fällen (z. B. bei der Verarbeitung großer Bilddatenmengen) kann die Freigabe der Dateien über das Netzwerk die einzig praktikable Methode darstellen. Bei der Verwendung von Dateien in freigegebenen Ressourcen über das Netzwerk ist es sehr wichtig, ein Speichergerät auszuwählen, das für hohe Verfügbarkeit konfiguriert wurde.
Bei Datenbanken können Sie eine Datenbank für jede Ihrer Sites verwenden: eine Datenbank für die primäre Site und eine separate Datenbank für die Standby-Site. Um die Datenbanken synchron zu halten, können Sie die Datenbankreplikation oder ggf. auch Geodatabase-Replikation anwenden. Als Alternative können Sie weitere Hochverfügbarkeitsmechanismen Ihres Datenbankanbieters nutzen.
Reverseproxyserver
In dieser Konfiguration ist ein Load Balancer eines Drittanbieters erforderlich. Diese Komponente wird zur Verteilung der Last auf alle Sites und ggf. für den Failover-Vorgang eingesetzt. In der Regel fungiert der Load Balancer auch als Reverseproxyserver. In einigen Szenarien wurde möglicherweise bereits unabhängig vom Load Balancer ein Reverseproxyserver konfiguriert.
Wenn der Load Balancer Ihres Netzwerks die Systemdiagnose unterstützt, können Sie den Endpunkt der Systemdiagnose der ArcGIS Server-Site verwenden, um zu ermitteln, ob die Site für den Empfang von Anforderungen verfügbar ist. Dies ist hilfreich, um schnell zu bestimmen, ob ein Software- oder Hardwarefehler in der Site vorliegt.
Die Verwendung von ArcGIS Web Adaptor ist optional und bei diesem Szenario normalerweise nur erforderlich, wenn Sie die Vorteile der Authentifizierung auf Webebene nutzen möchten. Sie können ihn auf demselben Computer konfigurieren, auf dem sich auch ArcGIS Server befindet, oder auf einem dedizierten Computer. In beiden Fällen müssen Sie bei der Verwendung von ArcGIS Web Adaptor einen separaten ArcGIS Web Adaptor für jede Site konfigurieren.
Überlegungen für Aktiv/Passiv-Konfigurationen
Beim Planen einer ArcGIS Server-Site mit einer Aktiv/Aktiv-Konfiguration für hohe Verfügbarkeit sollte Folgendes beachtet werden.
Synchronisieren von Services
Im Gegensatz zu einer Site mit mehreren Computern muss bei dieser Konfiguration auf allen Sites hinter dem Load Balancer genau derselbe Inhalt gehostet werden, und alle Sites müssen dasselbe Sicherheitsmodell aufweisen. Sie müssen sicherstellen, dass alle Sites für den Load Balancer identisch aussehen.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, mit denen Sie die ArcGIS Server-Services auf den primären und Failover-Sites miteinander synchronisieren können:
- Skripte: ArcGIS Server umfasst eine REST-API, mit der Sie Skripte für administrative Tasks erstellen können, z. B. zum Veröffentlichen von Services und Ändern der Sicherheitseinstellungen. Sie können eigene Skripte erstellen, um Änderungen durchgängig auf alle in der Bereitstellung enthaltenen ArcGIS Server-Computer anzuwenden. Skripte sind besonders hilfreich, wenn Sie kleinere Anpassungen vornehmen müssen, etwa zum Ändern oder Überschreiben der Sicherheit eines Service.
Hinweis:
Verwenden Sie für die Erstellung der ersten Site kein Skript. Erstellen Sie die erste Site manuell auf einem Image für virtuelle Computer. Erstellen Sie ausgehend von diesem Basisimage ein Skript, um weiterer Sites zu erstellen. Durch die Erstellung der Computer über dasselbe Image für virtuelle Computer kann sichergestellt werden, dass alle Computer denselben Verschlüsselungsschlüssel verwenden.
- Virtualisierung: Wenn Sie in einer virtuellen Umgebung arbeiten, können Vorlagen virtueller Computer erstellt und zum Einrichten neuer Sites verwendet werden. Jede Vorlage enthält eine Kopie der erforderlichen Daten für GIS-Services (es sei denn, es wird eine Datenbank verwendet). Mit der Vorlage werden ebenfalls alle Services veröffentlicht und konfiguriert. Wenn Änderungen erforderlich sind (z. B. beim Hinzufügen oder Aktualisieren vorhandener Services), kann eine neue Vorlage erstellt werden, um später neue virtuelle Computer einzurichten, die den vom Load Balancer verwendeten vorhandenen Pool von ArcGIS Server-Computern ersetzen. Vorlagen für virtuelle Computer können auch verwendet werden, um schnell veraltete ArcGIS Server-Computer wiederherzustellen.
Für die Anwendung von Änderungen in Ihren Sites wird bei diesem Bereitstellungsmuster die folgende Vorgehensweise empfohlen:
- Administrative Änderungen werden zuerst für eine Site im Standby-Modus vorgenommen. Fügen Sie beispielsweise einen neuen Service hinzu oder ändern Sie die Sicherheit eines anderen Service in einer Site, die keine aktiven Anforderungen verarbeitet. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass keinerlei Auswirkungen auf Anwendungen auftreten, die die primäre Site verwenden.
- Konfigurieren Sie den Load Balancer manuell, um alle Anforderungen an die Standby-Site weiterzuleiten, auf der die Änderungen vorgenommen wurden.
- Wenden Sie dieselben Änderungen auf die nicht aktive Site an.
- Kehren Sie den Vorgang auf dem Load Balancer wieder um, sodass Anforderungen wieder zur ursprünglichen primären Site weitergeleitet werden, und belassen Sie die Standby-Site im Standby-Modus.
In der vorstehenden Vorgehensweise beschriebene Änderungen an der Site können manuell über ArcGIS Server Manager, Skripte oder virtuelle Images angewendet werden.
Asynchrone Geoverarbeitung und längere Tasks
Wenn der Load Balancer zur Standby-Site wechselt, gehen alle aktiven Anforderungen in der primären Site verloren. Wird ein längerer Task (etwa ein Geoverarbeitungs-Task) ausgeführt, wenn der der Failover-Fall eintritt, muss dieser Task in der Standby-Site von der Client-Anwendung neu gestartet werden.
Verwenden der tokenbasierten Sicherheit
Bei Verwendung der tokenbasierten Authentifizierung – auch als Authentifizierung auf Serverebene bezeichnet – ist wichtig, dass alle Sites in dieser Konfiguration genau denselben freigegebenen Tokenschlüssel verwenden. Andernfalls sind in der primären Site generierte Token nicht funktionsfähig, wenn sie in der Standby-Site verwendet werden. Zum Duplizieren der freigegebenen Tokenschlüssel auf mehrere Sites können Sie Token-Einstellungen in Manager bearbeiten.