Ein Unternehmen plant möglicherweise, eine vorhandene ArcGIS Enterprise-Organisation von einem Computer (oder mehreren Computern) auf einen anderen zu migrieren. Zu den Gründen für die Migration zählt die Umstellung auf neuere Hardware oder ein neueres Betriebssystem. Es gibt einige gängige Methoden für diese Art der Migration, darunter:
- Die Operation "Mit Site verbinden"
- Das Werkzeug "Web GIS Disaster Recovery" (WebGISDR)
Das Werkzeug "WebGISDR" wird häufig verwendet, weil dabei die Arbeitsabläufe in Ihrer Produktionsumgebung nicht beeinträchtigt werden. Auch wenn die Schritte hierbei meist mehr Zeit in Anspruch nehmen als die der Operation "Mit Site verbinden", gilt sie als sicherere Methode.
Lesen Sie sich die folgenden Überlegungen und Migrationsstrategien sorgfältig durch, um sicherzustellen, dass Sie die für Ihre Bereitstellung am besten geeignete Methode wählen.
Überlegungen für die Verwendung des Werkzeugs "WebGISDR"
Bevor Sie sich für eine Migration mit dem Werkzeug "WebGISDR" entscheiden, müssen Sie sicherstellen, dass es sich um die beste Methode für Ihre Organisation handelt. Beachten Sie die folgenden Punkte:
- Administratoren sind in der Lage, vorhandene Computer auf neue Computer zu migrieren, ohne Änderungen an der Produktionsumgebung vornehmen zu müssen.
- Ob die Migration erfolgreich war, kann vor der Umstellung auf eine neue Umgebung überprüft werden.
- Das Werkzeug unterstützt die Umstellung zwischen allen Kombinationen aus Bereitstellungen auf einem Computer und Bereitstellungen mit hoher Verfügbarkeit.
- Diese Migrationsmethode kann nicht für die Migration auf ein anderes Betriebssystem verwendet werden.
- Die ursprüngliche und die neue Umgebung müssen die Voraussetzungen für die Ausführung des Werkzeugs "WebGISDR" erfüllen. Die Organisations-URL und die Services-URLs müssen in allen Umgebungen identisch sein. Informationen dazu finden Sie unter Methoden zur Hostnamenauflösung.
Um das Werkzeug "WebGISDR" für die Migration Ihrer Organisation zu verwenden, ist es zunächst erforderlich, den geeigneten Workflow zu bestimmen. Die einzelnen Schritte richten sich nach den aktuellen und gewünschten Bereitstellungstypen sowie nach den Anforderungen Ihrer Organisation. Die von Ihnen gewählte Methode zur Auflösung von Hostnamen beeinflusst den Workflow ebenfalls, weshalb Sie sich vor Beginn über jede Methode informieren sollten.
Methoden zur Hostnamenauflösung
Um eine zweite Umgebung einzurichten, müssen die Komponenten in der neuen Umgebung mit denselben öffentlichen URLs konfiguriert werden wie in der primären Umgebung. Hierzu gibt es verschiedene Möglichkeiten:
- Verwenden eines \etc\hosts-Eintrags, um den vollständig qualifizierten Domänennamen (Fully Qualified Domain Name, FQDN) der öffentlichen URLs zu einem anderen Endpunkt aufzulösen
- Umleiten des Datenverkehrs bis zum Abschluss der Softwarekonfiguration
- Anpassen der DNS-Konfiguration, sodass die Standby-Computer die öffentliche URL zu einer anderen IP-Adresse auflösen als die primären Computer
In den beschriebenen Migrations-Workflows kommt die erste Option – die Verwendung der \etc\hosts-Datei – zum Einsatz. In den folgenden Abschnitten finden Sie weitere Informationen zu den einzelnen Methoden.
Option 1: Ändern der Datei "\etc\hosts"
Mit der Datei \etc\hosts auf den neuen Computern ist es möglich, den FQDN der gewünschten öffentlichen URL zu einer anderen Komponente aufzulösen, z. B. zu einem anderen Web Adaptor oder Reverseproxy. Die \etc\hosts-Datei, die sich unter C:\Windows\System32\drivers\etc befindet, wird zum Auflösen von Hostnamen verwendet. Dabei werden IP-Adressen eingegeben und zu Hostnamen zugeordnet.
Wenn der Computername beispielsweise die IP-Adresse 10.0.0.1 hat und über DNS zu enterprise.domain.com aufgelöst wird, können Sie der auf dem Computer gespeicherten \etc\hosts-Datei einen Eintrag hinzufügen, um die IP-Adresse des Computers zu einem anderen Hostnamen aufzulösen: 10.0.0.1 alias.domain.com.
Wenn Sie alias.domain.com in einer Eingabeaufforderung anpingen, wird alias.domain.com durch die \etc\hosts-Datei zu 10.0.0.1 aufgelöst, was enterprise.domain.com entspricht. Wenn ein Webserver auf dem Computer ausgeführt wird, ist er über alias.domain.com oder enterprise.domain.com erreichbar.
Option 2: Umleiten des Datenverkehrs bis zum Abschluss der Softwarekonfiguration
Wenn es Ihnen möglich ist, den Datenverkehr für kurze Zeit von Ihrer Produktionsumgebung wegzuleiten, können Sie die Komponente, die den Datenverkehr an Ihre Produktionsumgebung leitet, so konfigurieren, dass der Datenverkehr an Ihre Nicht-Produktionsumgebung gesendet wird.
Dafür kann es notwendig sein, den Web Adaptor bei den neuen Computern neu zu registrieren oder den Reverseproxy bzw. Load Balancer zu aktualisieren, damit der Datenverkehr an die neuen Computer in der Nicht-Produktionsumgebung gesendet wird. Dies ist nur erforderlich, wenn Sie bereit sind, den Server zu verbinden und als Hosting-Server festzulegen.
Dieser Ansatz mag zwar wie die einfachste Methode erscheinen, kann sich aber in Organisationen, die nicht ohne Weiteres Änderungen an ihrer Produktionsumgebung vornehmen können, schwierig gestalten.
Zur Durchführung dieses Workflow müssen die neuen Computer in der Nicht-Produktionsumgebung bereitgestellt und Portal for ArcGIS, ArcGIS Server sowie ArcGIS Data Store installiert und konfiguriert worden sein. Nachdem Sie ArcGIS Data Store bei der Server-Site registriert haben, können Sie die folgenden Schritte durchführen:
- Leiten Sie den Datenverkehr an die Nicht-Produktionsumgebung um.
- Bei Verwendung von ArcGIS Web Adaptor müssen Sie den Web Adaptor bei den neuen Computern registrieren.
- Wenn Sie einen Reverseproxy oder Load Balancer verwenden, müssen Sie die Konfiguration aktualisieren, um den Datenverkehr an die neuen Computer zu senden.
- Verbinden Sie das Portal und die Server-Sites in der Nicht-Produktionsumgebung. Verwenden Sie für die Services-URL dieselbe öffentliche URL wie in der Produktionsumgebung.
Die beim Einrichten des Verbunds verwendete Verwaltungs-URL muss eine URL sein, die nur zu den nicht produktionsbezogenen Computern aufgelöst wird. Die Verwaltungs-URL kann auch nach der Migration ohne Serviceunterbrechung aktualisiert werden.
- Legen Sie im Zielportal den Verbundserver als Hosting-Server fest.
- Leiten Sie den Datenverkehr wieder auf die Produktionsumgebung um.
- Bei Verwendung des Web Adaptor müssen Sie den Web Adaptor bei den ursprünglichen Computern registrieren.
- Wenn Sie einen Reverseproxy oder Load Balancer verwenden, müssen Sie die Konfiguration aktualisieren, um den Datenverkehr an die ursprünglichen Computer zu senden.
Option 3: Anpassen der DNS-Konfiguration, sodass die Standby-Computer die öffentliche URL zu einer anderen IP-Adresse auflösen als die primären Computer
Alternativ können Sie das DNS der Standby-Umgebung so konfigurieren, dass der FQDN der öffentlichen URLs in Abhängigkeit von den verwendeten Computern (Primär oder Standby) unterschiedlich aufgelöst wird. Dies wird gemeinhin als Split-DNS oder Split-Horizon-DNS bezeichnet. Für diese Methode ist ein zusätzlicher Web Adaptor, Reverseproxy oder Load Balancer erforderlich, da die öffentliche URL erreichbar sein muss, um den Verbund von Portal und Server-Site vorzunehmen.
In seiner Funktionalität entspricht dieser Ansatz der Änderung der \etc\hosts-Datei. Allerdings erfolgt die Verwaltung über ein DNS und nicht über eine \etc\hosts-Datei.